Zahnbehandlungen im Ausland sind ein Vabanquespiel

Zahlreiche Anbieter in nahen und ferneren Ländern werben mit extrem günstigen Zahnbehandlungen. Dass der sogenannte Dentaltourismus eine riskante Angelegenheit ist, zeigt nun erneut eine Schweizer Umfrage.

Es klingt oft zu schön, um wahr zu sein: Urlaub unter Palmen mit begleitender Gebisssanierung nach westlichen Standards, und das alles zum Discount-Preis. Im Internet wimmelt es von solchen Verheißungen. Nicht immer locken dabei exotische Reiseziele wie Thailand. Auch in vielen osteuropäischen Ländern werden deutschen Patienten Implantate, Kronen, Brücken & Co. für kleines Geld eingesetzt.

Diese relativ neue Entwicklung wird als Dentaltourismus bezeichnet. Vom klassischen Tourismus unterscheidet ihn vor allem eine Tatsache: Wenn ein Urlaub durch eine missglückte Hotel- oder Destinationswahl nicht hält, was er versprochen hat, ist das meist nach wenigen Tagen oder Wochen wieder vergessen; wer allerdings für sensible medizinische Maßnahmen den falschen Dienstleister wählt, hat unter Umständen lange daran zu tragen.

„Wird beispielsweise eine Implantation nicht fachgerecht ausgeführt, drohen anhaltende Komplikationen bis hin zum Verlust des Implantats“, warnt etwa die Zahnärztin und Implantologin Dr. Uta Janssen von der Zahnarztpraxis an der Luftbrücke in Berlin-Tempelhof. „Anschließend muss dann häufig zuerst eine Augmentation des Kieferknochens erfolgen, also ein Knochenaufbau, gegebenenfalls nach einer Periimplantitis-Therapie. Erst danach kann ein neues Implantat eingesetzt werden. Für die Patienten bedeutet das zum einen Strapazen, zum anderen höhere Kosten.“

Jeder Dritte bereut Entscheidung für Auslandsbehandlung
Dass es eine gewisse Kluft zwischen den Werbeversprechen und der (medizinischen) Realität gibt, hat erst unlängst wieder eine Umfrage unter 1.100 Schweizern erbracht. Mehr als jeder fünfte von ihnen hatte bereits Erfahrung mit Zahnbehandlungen im Ausland gesammelt, nur ein verschwindend geringer Teil in Notfallsituationen. Rund ein Drittel der Dentaltouristen gab an, ihre Entscheidung für eine ausländische Zahnarztpraxis zu bereuen.

Moniert werden vor allem schlampig ausgeführte Behandlungen, die zu erheblichem Korrekturbedarf nach der Rückkehr führen, sowie unzureichende Hygiene und Verständigungsschwierigkeiten. Einen weiteren Risikofaktor benennt die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft SSO, die vor der meist schwachen Rechtsposition geschädigter Patienten gegenüber ausländischen Medizinern warnt. Ansprüche wegen Kunstfehlern geltend zu machen ist in so manchen Ländern mindestens aufwendig und nervenaufreibend, wenn nicht gar aussichtslos. All dies sollte im Hinterkopf haben, wer mit einer „unschlagbar günstigen“ Zahnbehandlung im Ausland liebäugelt.