Forscher wollen Knochenaufbau vor Implantation revolutionieren

Stammzellen gelten als Hoffnungsträger für verschiedenste Therapien. Auch in der Implantologie könnten sie bald eine wichtige Rolle spielen.

Selbst medizinische Laien haben den Begriff „Stammzellen“ meist schon gehört. Seit vielen Jahren berichten auch Publikumsmedien regelmäßig von neuen Durchbrüchen in der Stammzellforschung. Was diese Zellen so vielseitig macht: Sie können sich teilen und in ihrem unbegrenzten Wachstum zu verschiedensten Gewebetypen ausdifferenzieren. Damit ermöglichen sie beispielsweise das Klonen von Lebewesen.

In der Zahnmedizin spielten Stammzellen bisher keine Rolle. Doch das soll sich nun ändern: Wissenschaftler der Universität Rostock haben eine Methode entwickelt, mit der Knochenersatzmaterialien mithilfe von Stammzellen schneller und besser mit dem Kiefergewebe verwachsen.

„Wenn dieser Ansatz bis zur Praxistauglichkeit weiterentwickelt werden kann, wäre das ein großer Fortschritt für die Implantologie. Denn Implantate sind auf stabiles Kieferknochengewebe angewiesen, wenn sie über Jahrzehnte zuverlässig funktionieren sollen“, erläutert die Zahnärztin und Implantologin Dr. Uta Janssen von der Zahnarztpraxis an der Luftbrücke in Berlin-Tempelhof. „Das bisher verwendete Knochenersatzmaterial braucht aber relativ lange, um sich mit dem natürlichen Gewebe fest zu verbinden.“

Stammzellen regen Knochenwachstum an

Dieser Einheilungsprozess soll mit dem Rostocker Verfahren nicht nur beschleunigt werden, sondern auch zu einem besseren Verwachsen von natürlichem und künstlichem Gewebe führen. Für die sogenannte Augmentation – den Knochenaufbau, der oftmals vor einer Implantation notwendig ist – würde das eine kleine Revolution bedeuten. Zwar gibt es auch die Alternative, dem Patienten Eigenknochen zu entnehmen und zur Kieferstärkung einzusetzen. Das geht jedoch mit zusätzlichen Strapazen einher und ist keineswegs bei allen Patienten möglich.

Die Rostocker Wissenschaftler haben bei der Entwicklung ihrer Methode kürzlich eine wichtige Hürde genommen: Ihnen gelang es mithilfe eines Bioreaktors, Stammzellen gleichmäßig über künstliches Knochenmaterial zu verteilen. Wird dieses nun in den Kiefer eingesetzt, so die derzeit in weiteren Versuchen getestete Annahme, regen die Stammzellen das Wachstum des umliegenden Knochengewebes an. Am Ende soll das Knochenersatzmaterial wie eigenes Gewebe in den Kiefer einwachsen – so dass es fortan ebenso stabil wie Eigenknochen als Implantat-Träger fungieren kann.

Foto: Zahnimplantat © BRN-Pixel/Fotolia