Vegetarier haben offenbar ein höheres Risiko, an Karies oder Zahnerosion zu erkranken. Gründliche Mundhygiene, professionelle Zahnreinigungen und regelmäßige Kontrollen sind umso unverzichtbarer – und Fluorid.
Der Verzicht auf Fleischkonsum oder gleich ganz auf jegliche tierische Produkte ist zu einer Massenbewegung avanciert. In Deutschland gibt es schätzungsweise über fünf Millionen Vegetarier und knapp eine Million Veganer. Eine fleischfreie Ernährung ist, wenn sie ausgewogen und mit Blick für die richtige Vitamin- und Nährstoffaufnahme erfolgt, entgegen weitverbreiteten Vorurteilen auch langfristig unbedenklich. Anders sieht es aber offenbar bei den Zähnen aus: Wie eine Studie der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Werkstoffkunde Hannover erbrachte, ist der Zahnschmelz von Vegetariern weniger robust als der von Fleischessern – es kommt häufiger zu Karies und Erosion.
Für die Untersuchung, deren Ergebnisse im „European Journal of Clinical Nutrition“ publiziert wurden, haben die Forscher den Zahnstatus von jeweils 100 Vegetariern und Fleischessern analysiert. Erhoben wurden nicht nur der zahnärztliche Befund (Karies, fehlende Zähne, Brücken, Kronen etc.) und die Zahnarztbesuche, sondern auch die heimische Mundhygiene und die Ernährungsgewohnheiten, insbesondere im Hinblick auf die Fluoridaufnahme.
Ist Fluoridmangel schuld?
Die Studienautoren vertreten die These, dass die höheren Karies- und Zahnerosionsraten bei Vegetariern auf deren geringeren Fluoridkonsum zurückgehen. Der Stoff findet sich mittlerweile in zahlreichen Zahncremes oder auch in Tafelsalz. Dieser Tatsache wird der großflächige Kariesrückgang der letzten zwei Jahrzehnte zugeschrieben. Vegetarier verzichten dennoch tendenziell öfter auf mit Fluorid angereicherte Lebens- und Zahnpflegemittel. Dass sie bei Zahnarztbesuchen höher dosierte Fluoridbehandlungen erhalten, gleicht diesen Mangel nicht aus. Die Forscher verwerfen die viel diskutierte Vermutung, eine erhöhte Fruchtsäureaufnahme als bei Nichtvegetariern sei für den angegriffenen Zahnschmelz verantwortlich.
„Die Forschungslage ist in Sachen Zahngefährdung durch vegetarische Ernährung nicht einheitlich“, ordnet die Zahnärztin Dr. Uta Janssen aus Berlin-Tempelhof die Studienergebnisse ein, „dennoch spricht einiges dafür, dass Vegetarier einem höheren Kariesrisiko unterliegen – welche Faktoren auch immer dafür ausschlaggebend sind.“ Die Zahnmedizinerin empfiehlt Vegetariern, bei der heimischen Mundhygiene besonders gewissenhaft vorzugehen. „Zudem sollte mindestens zweimal pro Jahr eine professionelle Zahnreinigung in Anspruch genommen werden, um den Zahnschmelz zu reinigen und zu stärken. Am besten gleich in Kombination mit einer ärztlichen Kontrolle.“
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