Lässt sich Zahnschmelz bald mit Nanopartikel-Mundwasser heilen?

Mehr als jeder vierte Deutsche leidet unter erhöhter Schmerzempfindlichkeit der Zähne, da der Zahnschmelz das Dentin nicht mehr schützt. Abhilfe soll bald eine Mundwasser-Innovation schaffen.

Die „Feinde“ lauern schier überall: in Obst und Fruchtsäften, Frühstückscerealien und Tomatensoße, Softdrinks und Joghurt, Tee und Süßigkeiten. All diese Nahrungsmittel enthalten Säure und/oder Zucker und greifen dadurch den Zahnschmelz an. Dieser dient dem darunterliegenden Dentin („Zahnbein“) als Schutzhülle.

„Wird der Zahnschmelz durch Erosion durchlässig, können Reize – ob Hitze und Kälte oder mechanische Reibung – bis zum Dentin durchdringen. Dort verlaufen feine Nervenbahnen, die solche Signale in Form von Schmerz ans Gehirn weiterleiten. Man spricht dann von einer Dentinhypersensibilität“, erläutert die Zahnärztin Dr. Uta Janssen von der Zahnarztpraxis an der Luftbrücke in Berlin-Tempelhof.

Mindestens jeder vierte Deutsche leidet unter dieser unangenehmen Einschränkung, was angesichts der unzähligen Säure- und Zuckerlieferanten in den Supermarktregalen nicht wundernimmt. In der Regel ist mehr als ein einzelner Zahn betroffen. Abhilfe schaffen bisher nur Füllungen und Versiegelungen, denn man kann Zahnschmelz nicht wiederherstellen. An einer echten Zahnschmelzregeneration forschen Wissenschaftler rund um die Welt fieberhaft. Neuigkeiten gab es dabei jüngst aus der Karibik.

Nanopartikel wie in natürlichen Zähnen
Ein Team aus Pharmaziestudenten der Universität Costa Rica hat ein Mundwasser entwickelt, das Zahnschmelz regenerieren können soll. Zu diesem Zweck enthält es Nanopartikel, die den Komponenten natürlicher Zahnsubstanz ähneln. „Apati-Dent“ heißt der Mundwasser-Prototyp, der ersten Ergebnissen zufolge den Zahnschmelz nicht nur stärkt und wiederaufbaut, sondern auch aufhellt – Bleaching inklusive also.

Wann die Abermillionen von Patienten mit geschädigtem Zahnschmelz und daraus resultierender Dentinhypersensibilität in den Genuss der Innovation kommen, steht allerdings noch in den Sternen. Denn zunächst müssen die Produktentwickler noch Investoren gewinnen, um „Apati-Dent“ zur Marktreife bringen zu können.

Nanopartikel spielen auch in anderen Forschungsansätzen eine tragende Rolle. So entwickelten Londoner Wissenschaftler ein Material, das bestimmte Nanokristalle mithilfe von Proteinen in eine zahnschmelzähnliche Substanz wachsen lässt. Ein weiterer Hoffnungsschimmer für Dentinhypersensibilitäts-Patienten, die jedoch auch in diesem Fall noch Geduld brauchen. Einstweilen bleibt nur gutes zahnärztliches Handwerk, um die Schmerzempfindlichkeit zu reduzieren.