Zahnerkrankungen vorbeugen vom ersten Milchzahn an

Die Krankenkassen sehen erst ab einem Alter von zweieinhalb Jahren Früherkennungsuntersuchungen vor. Sinnvoll ist Vorsorge jedoch schon deutlich früher, wie ein Pilotprojekt kürzlich hervorhob.


Wer Kinder hat, weiß, dass Vorsorge und Früherkennung für die Kleinen hierzulande hohen Stellenwert haben. Ausdruck findet diese Tatsache im „Gelben Heft“, das alle Eltern erhalten und in dem zehn Standard-Vorsorgeuntersuchungen erfasst sind. Die sogenannte U1 erfolgt direkt nach der Geburt, vier weitere gesellen sich allein im ersten Lebenshalbjahr hinzu. So weit, so begrüßenswert.

Doch es klafft eine Lücke in diesem Prophylaxeprogramm: die Zahngesundheitsvorsorge. Überhaupt sieht der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen, unabhängig vom „Gelben Heft“, erst für Kinder ab zweieinhalb Jahren Zahn-Vorsorgechecks vor. Ein eindeutiger Missstand, wie nicht nur die rheinland-pfälzischen Kassenzahnärzte (KZV) betonen.

Auch die Zahnärztin Dr. Uta Janssen von der Zahnarztpraxis an der Luftbrücke in Berlin-Tempelhof empfiehlt Eltern, nicht so lange mit der Zahngesundheitsvorsorge zu warten: „Fast jedes sechste Kind zeigt im Alter von zweieinhalb Jahren bereits Kariessymptome. Keine andere chronische Erkrankung tritt im Vorschulalter häufiger auf. Mit einer früher beginnenden Vorsorge ließen sich die Kariesraten auch bei Kleinkindern noch deutlich senken.“

Zahnvorsorge im „Gelben Heft“
Die KZV Rheinland-Pfalz hat dieses Anliegen nun selbst in die Hand genommen und ein Pilotprojekt gestartet. Seit gut anderthalb Jahren verweisen die Kinderärzte die Familien bei den Vorsorgeuntersuchungen V5 bis U7 auch an einen Zahnarzt. Bei der Dental-Früherkennung geht es nicht nur darum, erste kariöse Schädigungen zeitnah zu therapieren, bevor sie sich auswachsen und größere, unangenehmere Behandlungen nötig werden. Auch die Aufklärung und Sensibilisierung der Eltern sind fester Bestandteil der Vorsorgeuntersuchungen.

Das Feedback von Eltern und Ärzteschaft ist laut KZV Rheinland-Pfalz überaus positiv. Auch die Kinderärzte sind vom Sinn und Nutzen der Früherkennungsmaßnahmen überzeugt: „Zerstörte Milchzähne sind auch für die Kinderärzte keine Bagatelle. Im Pilotprojekt haben Ärzte nun gemeinsam mit Zahnärzten die Chance, einen weiteren wichtigen Grundstein für die kindliche Gesundheit zu legen“, erklärt die Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz Dr. Sigrid Ultes-Kaiser.

Mit ihrem Pilotprojekt hoffen die Rheinland-Pfälzer, die politischen Bestrebungen für eine bundesweite Aufnahme frühkindlicher Zahnvorsorgeuntersuchungen in den Leistungskatalog der Krankenkassen zu forcieren. Das Thema beschäftigt aktuell den zuständigen Gemeinsamen Bundesausschuss.

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