Warum Bluthochdruck günstig für Implantate sein kann

Manche Medikamente verbessern den Sitz von Implantaten, manche führen zum Gegenteil. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, womit Bluthochdruck- und Sodbrennen-Patienten (statistisch) rechnen können.

Hypertonikern, also Bluthochdruck-Patienten, wird in aller Regel ein Betablocker verschrieben. Diese Art von Medikamenten hemmt das „Stresshormon“ Adrenalin, führt zu geringerem Puls und senkt damit eben auch den Blutdruck. Wer hingegen an Sodbrennen leidet, wird oftmals medikamentös mit Protonenpumpenhemmern versorgt. Diese Arzneien dämpfen die Produktion von Magensäure und werden landläufig auch „Magenschutz“ genannt.

Beide Medikamentengruppen haben überdies auch Nebenwirkungen, die für Träger von Implantaten relevant sind. Sie beeinflussen nämlich die Verankerung von Implantaten im Knochen – Betablocker positiv, „Magenschutz“ negativ. So lautet das Ergebnis zweier kanadischer Studien, die jeweils über 700 Implantat-Patienten von 2007 bis 2015 begleitet haben. In konkreten Zahlen: Von den Hypertonikern hatten nur 0,6 Prozent einen Implantatverlust zu beklagen, in der Vergleichsgruppe waren es dagegen 4,1 Prozent. Deutlich erhöht war die Quote bei jenen Patienten, die Protonenpumpenhemmer einnahmen: 6,8 Prozent von ihnen büßten im betrachteten Zeitraum ein Implantat ein, gegenüber lediglich 3,2 Prozent in der Vergleichsgruppe.

Bekannte Tendenzen
Diese Auswirkungen kommen für die Forscher nicht sehr überraschend. Denn der Einfluss beider Medikamentengruppen auf das Knochengewebe ist seit Längerem bekannt und wurde nun lediglich am Beispiel der Osseointegration („Anwachsen“ der Knochenzellen ans Implantat) erneut festgestellt. So gelten Betablocker als Knochen-Wachstumsförderer, Protonenpumpenhemmer dagegen als schädlich für den Knochen-Stoffwechsel.

Muss man sich nun entscheiden, ob man lieber Sodbrennen in Kauf nimmt oder den Erfolg der Implantatbehandlung riskiert? Das wäre sicherlich übertrieben, denn die Studienergebnisse sind zwar statistisch signifikant, zeigen aber praktisch nur geringe Unterschiede. Die Haltbarkeit eines Implantats wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, von denen Medikamente nur einer sind.

Die Studien wurden unter Federführung von Dr. Faleh Tamimi durchgeführt. Für die Betablocker-Untersuchung wurden 728 Patienten (mit 1.499 Implantaten) beobachtet, von denen 142 (327) angaben, ein entsprechendes Medikament einzunehmen. Die zweite Studie wertete Daten zu 799 Patienten (mit 1.773 Implantaten) aus; 58 (133) von ihnen schluckten regelmäßig Protonenpumpenhemmer.

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