Könnte Plastik zu „Kreidezähnen“ bei Kindern führen?

Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter MIH, die den Zahnschmelz verfärbt und erodieren lässt. Nun liefert eine US-Studie Hinweise auf einen Zusammenhang mit der Aufnahme von Plastikpartikeln.

Plastic kitchen food containers in the store of household goods

Seit Ende der 1980er-Jahre beschäftigt sich die zahnmedizinische Forschung mit einem Phänomen, das bis heute nicht durchdrungen wurde. Zuerst trat es bei den Jahrgängen um 1970 auf, bis heute aber schwoll der Anteil der betroffenen Kinder und Jugendlichen deutlich an. Die Rede ist von der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH), bekannter als „Kreidezähne“ oder auch „Käse-Molaren“.

Nach jüngsten Erhebungen leidet in Deutschland bereits fast jeder dritte Zwölfjährige unter MIH. „Rund zwei Drittel der Betroffenen können ganz gut damit leben, da bei ihnen nur eine leichtere Ausprägung vorliegt. Doch für das Drittel der MIH-Patienten mit schwerer Symptomatik – und für deren Familien – wird der Alltag oftmals zu einer großen Herausforderung“, erläutert Dr. Uta Janssen von der Zahnarztpraxis an der Luftbrücke in Berlin-Tempelhof.

MIH führt zu einer Unterversorgung des Zahnschmelzes von Schneide- und Backenzähnen mit Kalzium und Phosphat. Als Folge daraus entstehen nicht nur unschöne Verfärbungen durch Eiweißablagerungen; der Zahnschmelz wird auch poröser und verliert dadurch an Widerstandskraft. Kariesbakterien können leichter eindringen, ebenso Schmerzreize wie Hitze oder Kälte. Besonders tückisch: Wegen der erhöhten Schmerzempfindlichkeit wird das Zähneputzen zur Tortur, während MIH-geschädigte Zähne aber aufgrund ihrer Anfälligkeit besonders intensive Pflege brauchen.

„Hauptschuldiger“ identifiziert?
Auf der Suche nach den Ursachen für MIH tappen die Forscher bislang weitgehend im Dunkeln. US-amerikanische Wissenschaftler glauben allerdings nun, den „Schuldigen“ für das grassierende Leiden ausfindig gemacht zu haben: Bisphenol A (BPA), ein Bestandteil zahlreicher Plastikartikel, von Geschirr über Brotdosen bis hin zu Trinkflaschen.

Die Forscher stellten fest, dass die Aufnahme von BPA im Kleinkindalter die Zahnschmelzbildung beeinträchtigt. Je mehr BPA, desto schwächer die Zahnhartsubstanz, so das grobe Fazit. Davon ausgehend vermuten die Studienautoren einen Zusammenhang zwischen BPA und MIH.

Unumstritten ist diese These allerdings nicht; das Bundesinstitut für Risikobewertung beispielsweise sieht keinen klaren Beleg für einen ursächlichen Zusammenhang. Verbraucherschützer hingegen fordern auf Basis dieser und weiterer Studien ein rasches Verbot von BPA. Wer auch immer recht hat: Eltern von Kleinkindern sind sicherlich nicht schlecht beraten, wenn sie ihren Nachwuchs möglichst wenig mit BPA-haltigem Plastik in Kontakt bringen.

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