Parodontitis und Diabetes

Über die Wechselwirkung zwischen Diabetes und Parodontitis und wie Diabetiker sich davor schützen können.


Beides sind Volkskrankheiten und verstärken sich gegenseitig. Diabetes und Parodontitis. Nach den Zahlen des Deutschen Gesundheitssurvey vom Jahre 2012 haben in Deutschland 7,2 Prozent  der Bevölkerung einen bekannten Diabetes (rund sechs Millionen) und zusätzlich 2,1 Prozent einen unentdeckten Diabetes. Auch Parodontitis-Erkrankungen gehen in die Millionenzahl: Laut der vierten Deutsche Mundgesundheitsstudie (DSM IV), erstellt vom Institut der Deutschen Zahnärzte im Auftrag der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) und der Bundeszahnärztekammer, leiden 12 Millionen hierzulande an Parodontitis.

Die Parodontitis ist als Folgeerkrankung von Diabetes medizinisch anerkannt. So liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Diabetiker auch an Parodontitis erkranken dreimal höher als bei Nicht-Diabetikern. Insbesondere der nicht optimal eingestellte Blutzuckerspiegel kann die Entwicklung von Parodontitis beeinflussen. Denn ein Zuviel an Zucker im Blut schädigt die Gefäße, auch die in der Mundhöhle. Der überschüssige Zucker lagert sich in den Gefäßwänden ab. Es kommt zu Entzündungen und Verengungen der Blutgefäße. Durch die schlechtere Durchblutung werden die Gefäße nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Sie verlieren ihre Abwehrkraft und Bakterien können sich ungehinderter vermehren. Doch nicht nur die mangelnde Blutversorgung ist ein Grund, warum Diabetiker häufiger an Parodontitis erkranken als gesunde Menschen, sondern auch die Tatsache, dass Diabetiker in aller Regel eine geschwächte Immunabwehr haben und dadurch schlechter mit Krankheitserregern fertig werden.
Aber nicht nur der Diabetes erhöht das Parodontitis-Risiko, auch umgekehrt gibt es einen ungünstigen Zusammenhang. Denn die schädlichen Bakterien, die die Parodontitis verursacht haben, gelangen über den Mundraum in die Blutbahn. Dort setzen sie bestimmte Entzündungsmoleküle frei, welche wiederum die Wirkung des Insulins verringern. Die Kontrolle des Blutzuckerspiegels wird erschwert und der Diabetes kann sich sogar noch verschlimmern.

Wie sich Diabetiker schützen können
Nicht nur für Diabetiker, aber für diese ganz besonders gilt: Eine gründliche Zahnpflege zu Hause ist das A und O. Dabei sollten Patienten es keineswegs bei der Zahnbürste belassen, sondern gerade den Zahnzwischenräumen besondere Beachtung schenken und diese mit Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürstchen reinigen. Ebenso ist die Verwendung von antibakteriellem Mundwasser sehr ratsam. „Die regelmäßigen Kontrollterminen beim Zahnarzt dienen auch dazu, die Tiefe der Zahnfleischtaschen kontinuierlich im Blick zu halten“, erklärt Dr. Uta Janssen, Zahnärztin in Berlin-Tempelhof. Das ist bei Diabetikern aufgrund der beschriebenen Problematik besonders wichtig. Den Zahnfleischtaschen kommt bei der Parodontitis-Vorsorge oder -Behandlung besondere Bedeutung zu. Denn werden die Taschen im Zuge der Erkrankung oder aus anderen Gründen zu groß, können sich hier schädliche Bakterien verstärkt einnisten und ungehindert vermehren.